Als die hl. Mechthild von Hackeborn († 1299) gegen Ende ihres Lebens voll Bangigkeit an die Stunde ihres Sterbens dachte, bat sie die Gottesmutter um ihren mütterlichen Schutz für ihr letztes Stündlein. Die Madonna, die ihrer treuen Dienerin schon oftmals erschienen war, erhörte ihr Flehen und sprach zu ihr:
„Ja, ich werde deine Bitten bestimmt erfüllen, meine Tochter, aber ich verlange von dir, dass du täglich mir zuliebe drei Ave Maria betest.“
Die Herkunft dieses außergewöhnlichen Gnadenbildes, das sich seit dem 19. Jahrhundert im Kloster der Kapuzinerinnen von St. Maria Loreto in Salzburg befindet, hüllt sich bis auf die heutige Stunde in ein Geheimnis. Mit der Ankunft der „Gnadenmutter“ im Loretokloster verband sich bald der besondere Brauch, das Bild in die Zellen der sterbenden Schwestern zu bringen. Auffallend war dabei, dass die Loretoschwestern immer ruhig und friedlich, ja sogar in „freudiger Erwartung“ heimgingen. Und diese besondere Gnade ist ihnen bis heute geschenkt.
Übrigens ist die Verehrung der „Gnadenmutter“ und die Andacht der Drei Ave Maria für den ganzen Schwesternkonvent untrennbar miteinander verbunden.
Zu Ehren Gott Vaters, der in Seiner herrlichen Allmacht meine Seele so auszeichnete, dass ich nach Ihm allmächtig im Himmel und auf Erden bin.
Zur Ehre Gott des Sohnes, der in der Größe Seiner unerforschlichen Weisheit mich mit solchen Gaben der Wissenschaft und des Verstandes schmückte und erfüllte, dass ich inniger als alle Heiligen die Allerheiligste Dreifaltigkeit schauen darf.
Er hat mich überdies in ein Licht gehüllt, dass ich wie eine strahlende Sonne den ganzen Himmel erleuchte ...
Zur Ehre des Heiligen Geistes, der die süße Fülle Seiner Liebe in mein Herz gegossen hat und mich so gut und barmherzig schuf, dass ich nach Gott das sanfteste und gütigste Wesen bin ...
An diese Drei Ave Maria knüpfte die Gottesmutter das folgende große Versprechen:
„Ich werde dir in der Todesstunde beistehen, dich trösten und alle Macht des Teufels von dir fernhalten.
Ich werde dir das Licht des Glaubens und der Erkenntnis eingießen, damit dein Glaube nicht durch Unwissenheit und Irrtum versucht werde.
Ich werde dir in der Stunde des Hinscheidens nahe sein und in deine Seele die Wonne der göttlichen Liebe überströmen lassen, damit Kraft ihrer Übermacht alle Todespein und Bitterkeit durch die Liebe sich in Glückseligkeit wandle.“
(Liber specialis gratiae, P.I. Ch. 47)
Angesichts der wunderbaren Verbreitung und der vielen guten Früchte, die aus dieser Andacht hervorgingen, erteilte die Kirche nicht nur ihre Genehmigung, sondern auch viele Privilegien aus dem großen Schatz der Erlösungsverdienste Jesu Christi, die ihr anvertraut sind.
Papst Benedikt XV. hat die Bruderschaft der Drei Ave Maria zur Erzbruderschaft erhoben und ihr wertvolle Ablässe verliehen.
Übung:
Morgens und abends die Drei Ave Maria (Gegrüßet seist du, Maria, …) zu Ehren der oben beschriebenen drei Vorzüge Mariens mit folgender Anrufung am Ende:
„O meine Mutter, bewahre mich an diesem Tag / in dieser Nacht vor der Todsünde.“
(Ablassgebet)
Die Drei Ave Maria sind eine mächtige Hilfe, um das ewige Heil und jegliche Gnade zu erlangen. Diese Gebetsübung verdient es, von allen gekannt, angenommen und weiter verbreitet zu werden.
Bedeutende Heilige wie z. B. der hl. Antonius von Padua, der hl. Alfons Maria von Liguori, der hl. Leonard von Porto Maurizio, der hl. Don Bosco und der hl. Klemens Maria Hofbauer, haben diese Andacht selbst eifrig gepflegt und verbreitet.
Der hl. Antonius erbetete sich so die Gnade der vollkommenen Reinheit in den Versuchungen der Welt. Ebenso berichten die Glaubenszeugnisse vieler Menschen unserer Zeit von den außerordentlichen Gnadenerweisen durch die Übung der Drei Ave Maria: Auffallende Bekehrungen, besonderer Schutz in Versuchungen, vor allem gegen die Reinheit, Hilfe in den verschiedensten Anliegen, bis hin zu einer guten Berufs- und Standeswahl sowie die Gnade der Beharrlichkeit und eines guten Todes.
Wie treffend sind daher die Worte des hl. Bonaventura:
„Maria grüßt uns mit der Gnade, wenn wir sie mit dem Ave Maria grüßen.
Selbst wenn wir krank und unfähig wären zu jeglicher Arbeit, das Beten des Ave Marias macht uns zu wertvollen Mitarbeitern im Reiche Gottes.“
Mit Staunen liest man die Geschichte des Wallfahrtsortes Falgoët, dessen Gründung auf einen angeblichen Narren zurückgeht, der bei jeglicher Gelegenheit immer wieder „Ave Maria“ sprach.
Die Muttergottes belohnte diese einfache, aber wertvolle Frömmigkeit mit einem Wunder:
Nach seinem Tode wuchs auf seinem Grabe eine Lilie empor, deren Blätter die Worte „Ave Maria“ in goldenen Buchstaben trugen. Beim Nachforschen der Wurzel fand man heraus, dass diese in den Mund des toten Salomon führte: eine wunderbare Kundgebung des Himmels, wie gottgefällig und mächtig das Ave Maria ist.
Wir aber, die wir noch leben und tagtäglich das Ave Maria sprechen dürfen, sollen daran erinnert werden, dass wir mit jedem Ave Maria unsere Seele verschönern und der Muttergottes eine unsägliche Freude bereiten.
Macht euch doch alle mit dieser so schönen und kernig-frommen Andacht vertraut und übt sie bis zu eurem Lebensende.
Ja, ich bitte sogar die Beichtväter, diese Andacht als Bußgebet aufzugeben, da sie allein mehr Früchte bringt als jede andere Buße.
(Hl. Leonard von Porto Maurizio)
Ein 24-jähriger junger Mann, der seit etwa zehn Jahren in schlechter Gesellschaft verkehrte, war zum Spielball verbrecherischer Leidenschaften geworden.
Seine Mutter hatte nicht mit Bekehrungsversuchen gespart: Gebete, Fasten, Almosen, Ratschläge, Vorwürfe und Tränen, doch alles schien vergeblich.
Da klagte sie einem Priester ihr Leid, und dieser machte ihr, einer glücklichen Eingebung folgend, den segensreichen Vorschlag:
„Versprechen Sie mir, ihr ganzes Leben hindurch am Morgen und Abend zu Ehren der heiligsten Jungfrau Drei Ave Maria zu beten, und ich verspreche Ihnen im Namen der himmlischen Trösterin die Rückkehr ihres lieben Sohnes zu Gott.“
Die Mutter begann in ihrer Bedrängnis sofort mit der Andacht, zu der ihr der Priester geraten hatte, und pflegte sie voller Vertrauen und Beharrlichkeit.
So verstrichen einige Wochen, ohne dass ihr Sohn ein Zeichen der Besserung gegeben hätte. Die arme Frau war der Verzweiflung nahe und befürchtete schon, Gott und die heiligste Jungfrau hätten sie verlassen.
Aber am 15. Mai, der in ihrer Gegend als Festtag „Unserer Lieben Frau von den Ähren“ begangen wird, kam sie nicht wie sonst mit verweinten Augen, sondern glückstrahlend zum Missionar und sprach tiefbewegt:
„Pater, Maria sei Dank!“
Als der Neubekehrte bei ihm beichtete, konnte auch der Priester die Freudentränen nicht mehr zurückhalten.
Die Berufung zum Priester- oder Ordensstand verrät eine besondere Vorliebe des Herrn für die von Ihm erwählte Seele, die Er „aus Millionen für Millionen“ berufen hat.
Wenn sie auf die Stimme Gottes hört und ihr Ja-Wort spricht, ruft sie auf sich selbst und auf alle, die Gott ihrer Berufung anvertraut hat, einen unermesslichen Gnadenstrom herab.
Der hl. Johannes Bosco behauptete seinerzeit, ein Drittel der Jugend sei zum Priester- oder Ordensstand berufen, aber nur ein Zehntel sei sich dieser hohen Gnade bewusst.
Wer morgens und abends stets Drei Ave Maria betet, stellt sich unter den besonderen Schutz der Gottesmutter, die am Throne Gottes für ihren Schützling ganz spezielle Gnaden zur Erleuchtung der Verstandes- und Willenskräfte erfleht.
Ein Beispiel unter vielen, soll hier genannt werden:
„Lieber Pater,“ sagte ein junger Mönch, „ich habe mir während einer Mission auf wiederholtes Drängen der Redemptoristenmissionare die Gebetsübung der Drei Ave Maria zu eigen gemacht und verdanke dieser schlichten Andacht zunächst mein Ausharren auf dem Wege zum Priestertum und später meinen Ordensberuf in der Familie des hl. Alfons. Davon bin ich fest überzeugt.“
Ein gut gebetetes Ave Maria ist
– für den Teufel ein Feind, der ihn in die Flucht schlägt,
– ein Hammer, der ihn zermalmt,
– für die Seele ein Mittel der Heiligung,
– für die Engel eine Freude.
Es ist
– der Hymnus der Auserwählten,
– das Hohelied des Neuen Bundes,
– das Entzücken Mariens
– und die Verherrlichung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
(Hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort)
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.